Marktbericht März 2025 – Wilde Zeiten und die Hoffnung auf die Befreiung?
- Johannes Mühlberger
- 3. Apr.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Apr.

Zuerst einmal eine kurze Information in eigener Sache bezüglich der Newsletter bzw. Update – Funktion zum aktuellen Marktgeschehen.
Wir sind in Abstimmung mit unserem Team zu dem Ergebnis gekommen, dass es besser ist, wenn man zu regelmäßigen Zeitpunkten die Kommentare zum Marktgeschehen veröffentlicht, so dass die Rechtsabteilung sich darauf einstellt und die entsprechende Freigabe zügig erfolgt. Nur so kann man sicherstellen, dass die Inhalte dann auch aktuell sind.
Wir planen, jeweils am Monatsende einen schriftlichen Marktbericht zu veröffentlichen und jeweils zu Beginn eines Monats und zur Monatsmitte einen kurzen Film zum Marktgeschehen online zu stellen.
Und nun zum Marktgeschehen:
Marktbericht für März 2025: Entwicklung der Aktienmärkte
Im März 2025 erlebten die internationalen Aktienmärkte erhebliche Turbulenzen, hauptsächlich ausgelöst durch die Ankündigung neuer Handelszölle durch US-Präsident Donald Trump.
• Nasdaq 100: Der technologielastige Nasdaq 100 verzeichnete im ersten Quartal einen Rückgang von über 10 %.
• S&P 500: Der S&P 500 fiel im gleichen Zeitraum um 4,6 % auf 5.611,85 Punkte, was den größten vierteljährlichen prozentualen Rückgang seit dem dritten Quartal 2022 darstellt.
• Japanischer Markt: Der Nikkei 225 fiel um 4 % auf 35.617,56 Punkte, beeinflusst durch Sorgen über US-Zölle auf japanische Exporte. Damit liegt Japan auf dem tiefsten Stand seit 9 Monaten.
Der Marktanstieg, der im Vorfeld der US-Präsidentenwahl zu sehen war, ist somit komplett negiert. Die Hoffnungen auf schnelle Lösungen seitens Trump, insbesondere bezüglich Ukraine/ Russland sind einer Skepsis gewichen, nach dem Motto: „Hat Donald (Trump) überhaupt einen Plan?“
Einfluss der Zollpolitik von Donald Trump
Präsident Trump kündigte seit Wochen für den 2. April 2025, dem sogenannten “Liberation Day”, umfassende Zölle an, darunter einen 25%igen Tarif auf alle ausländischen Autos. Diese Maßnahmen führten zu Spannungen mit Handelspartnern wie der EU, Kanada und Japan und lösten Bedenken hinsichtlich eines globalen Handelskriegs aus. Die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung des globalen Handels überlagert derzeit fast alle anderen Themen.
„Liberation Day“ – Tag der Befreiung. Etwas polemisch, wie ich finde. Für die Aktienmärkte könnte es tatsächlich ein Tag der Befreiung von Unsicherheit werden.
Aussichten der Rohstoffmärkte: Kupfer und Silber
• Kupfer: Die Kupferpreise erreichten im März 2025 ein Allzeithoch, angetrieben durch globale Nachfrage und Handelsunsicherheiten. Goldman Sachs prognostiziert für die nächsten Monate Preise zwischen 9.600 und 10.700 US-Dollar pro Tonne, während Citi seine kurzfristige Prognose auf 9.500 US-Dollar gesenkt hat. Die Minenaktien konnten diese Entwicklungen in großen Teilen (noch) nicht mitgehen, da Angst vor Zöllen und einer dadurch ausgelösten Rezession die aktuellen Preise der Basisrohstoffe überlagert.
• Silber: Analysten sehen Silber weiterhin als unterbewertet an, mit aktuellen Preisen von etwa 1.124,27 US-Dollar pro Kilogramm. Steigende industrielle Nachfrage und Angebotsrisiken könnten zu höheren Preisen führen. Der Silbermarkt befindet sich mittlerweile im fünften aufeinanderfolgenden Jahr in einem Defizit, was vor allem auf steigende Nachfrage aus den Bereichen Solar/ Photovoltaik, sowie auf elektronische Bauteile im Tech-Sektor zurückzuführen ist.
Investitionsmöglichkeiten in Silberminen-Aktien
Angesichts der positiven Aussichten für den Silbermarkt im Jahr 2025 könnten Investitionen in Silberminen-Aktien für Anleger attraktiv sein. Diese Unternehmen profitieren direkt von steigenden Silberpreisen, was ihre Gewinnmargen erhöhen kann. Der Silbersektor bleibt also spannend, auch wenn dieser Sektor aufgrund der politischen Unsicherheiten derzeit einer höheren Volatilität unterliegen kann.
Aussichten der US-Wirtschaft und Stellung der Tech-Unternehmen
Die US-Wirtschaft steht vor Herausforderungen durch die neuen Zölle, die zu höheren Preisen und reduziertem Einkommen für amerikanische Haushalte führen könnten. Goldman Sachs erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer Rezession auf 35 % und erwartet drei Zinssenkungen der Federal Reserve im Jahr 2025. Sollte es zu einer Rezession kommen, könnten die US-Aktien nochmals fallen. Ein Teil dieser Angst ist allerdings schon in die aktuellen Kurse eingepreist.
Es könnte auch passieren, dass die Aktienmärkte in Aussicht auf fallende Zinsen diese Hoffnung bereits einpreisen und bereits im Vorfeld einer wirtschaftlichen Erholung beginnen zu steigen. Die Prognose von Goldman Sachs zeigt außerdem, dass die Wahrscheinlichkeit bei 65% liegt, dass es nicht zu einer Rezession kommt.
US-Technologieunternehmen sehen sich internationalem Wettbewerb und regulatorischen Herausforderungen gegenüber, insbesondere in Bezug auf den Zugang zu ausländischen Märkten und Lieferketten. Dennoch bleiben amerikanische Tech-Unternehmen technologisch führend und geben weltweite Trends vor. Im Moment sind die Kurse der führenden Tech-Unternehmen deutlich von ihrem erhöhten Bewertungsniveau zurückgekommen und befinden sich aktuell ziemlich genau im historischen Mittel. Bei den erhöhten Inflationserwartungen der nächsten Jahre könnte das also ein guter Einstiegszeitpunkt für mittelfristig orientierte Investoren sein.
Schuldenpaket der Regierung Friedrich Merz und Inflationserwartungen
In Deutschland plant die Regierung unter Friedrich Merz eine Lockerung der Schuldenbremse, um höhere Verteidigungsausgaben und Infrastrukturinvestitionen zu ermöglichen. Dieses Vorhaben könnte zu höheren Risikoprämien für deutsche Staatsanleihen führen und Inflationssorgen verstärken. Dadurch könnten die Zinsen in Europa etwas erhöht bleiben. Dies wäre für die Zinsaufwendungen der Öffentlichen Haushalte in den Ländern der Europäischen Union nicht hilfreich, so dass hier mit Interventionen in Richtung EZB gerechnet werden kann.
Sind die Kursrückgänge historisch gesehen eine Einstiegschance für Investoren?
Historisch betrachtet waren größere Rücksetzer am Aktienmarkt häufig gute Gelegenheiten für langfristig orientierte Anleger. Ein Beispiel ist der Nasdaq 100, der stark von Technologieunternehmen dominiert wird. Der Index ist zwar bekannt für seine Volatilität, zeigt aber über Jahrzehnte hinweg eine beeindruckende Wachstumsdynamik. Rückgänge von 10–20 % (wie aktuell) sind in diesem Segment nicht ungewöhnlich und wurden in der Vergangenheit oft von starken Erholungsphasen gefolgt.
Warum könnte es diesmal anders – oder gerade besonders interessant – sein?
• 📉 Bewertungen sind gefallen: Viele Tech-Aktien wurden in den letzten Jahren hoch bewertet. Durch die Korrektur sind einige dieser Unternehmen nun wieder auf einem Niveau angekommen, das fundiert analysierende Investoren als attraktiv einstufen. Wir haben in unserem Fonds einige dieser Aktien vor einigen Wochen verkauft, weil uns das Bewertungsniveau auch etwas zu „luftig“ erschien. Mittlerweile werden viele dieser Titel wieder interessant. Beispiele vom 02.04.25 sind hier Alphabet von 196,7 Euro gefallen auf 143 Euro, ServiceNow von 1.121 Euro auf 747 Euro , Amazon von 231 Euro auf 177 Euro, Microsoft von 433 Euro auf 351 Euro, Nvidia von 143,60 Euro auf 101 Euro, Regeneron von 1.080 Euro auf 572 Euro, um nur einige zu nennen. Man kann hier jedenfalls nicht mehr von einer krassen Überbewertung sprechen, da diese Unternehmen allesamt unterhalb der KGV´s der letzten Jahre gehandelt werden.
• 🔮 Zinssenkungserwartungen: Mit der Aussicht auf mehrere Zinssenkungen der US-Notenbank im Jahr 2025 könnte der Druck auf Tech-Aktien (die besonders zinssensitiv sind) nachlassen – ein potenzieller Katalysator für neue Kursanstiege. Weiterhin könnte durch niedrigere Zinsen mehr Nachfrage nach dem Bau von Immobilien bzw. Infrastrukturprojekten entstehen, weil die Refinanzierungskosten sinken. Dies würde die Nachfrage nach Rohstoffen erhöhen und die Aktienkurse von Unternehmen aus diesen Sektoren vermutlich steigen lassen.
• 💼 Fundamentale Stärke: Viele der großen Tech-Konzerne – Apple, Microsoft, Nvidia, Meta & Co. – verfügen über solide Bilanzen, hohe Cashflows und eine dominante Marktstellung. Das macht sie widerstandsfähiger gegen kurzfristige Turbulenzen.
Aber Vorsicht: Es ist nicht garantiert, dass der aktuelle Rückgang schon das Tief markiert. Bei geopolitischen Unsicherheiten (wie dem Zollkonflikt) und schwächerer Konjunktur kann der Markt auch weiter nach unten rutschen. Für Neueinsteiger könnte demnach ein gestaffelter Einstieg (Stichwort: Cost-Averaging) in den Markt helfen, das Risiko zu minimieren.
Fazit: Für langfristige Anleger mit starkem Nervenkostüm und einem Horizont von 3–5 Jahren oder mehr, könnte die aktuelle Schwäche im Technologie - und Rohstoffaktien-Bereich durchaus eine attraktive Einstiegsmöglichkeit darstellen – vorausgesetzt, man setzt auf Qualitätsunternehmen und bleibt diszipliniert.
Fear & Greed Index
Der Fear & Greed Index, der die Marktstimmung misst, fiel in den letzten Tagen mehrmals unter 20 und signalisiert damit extreme Angst unter den Investoren. Dies deutet auf eine erhöhte Marktvolatilität und potenziellen Verkaufsdruck hin.
Wenn der Fear & Greed Index unter 20 fällt, wie aktuell im März 2025, signalisiert das eine Phase “extremer Angst” an den Finanzmärkten. Für viele erfahrene Anleger ist genau das ein wertvoller Kontraindikator.
Was bedeutet ein Indexstand unter 20?
Der Fear & Greed Index misst die Marktstimmung anhand von Faktoren wie Volatilität, Aktienkursentwicklung, Nachfrage nach sicheren Anlagen (z. B. Staatsanleihen oder Gold) und anderen technischen Indikatoren. Ein Wert unter 20 zeigt: Die Mehrheit der Investoren ist derzeit stark verunsichert oder panisch, was oft zu übertriebenen Verkäufen und Bewertungsabschlägen führt.
Historische Entwicklung nach extremer Angst
Rückblickend hat sich gezeigt:
• Nach einem Fear & Greed Index < 20 folgte in den meisten Fällen eine positive Kursentwicklung über die folgenden 3 bis 12 Monate.
• Beispielhaft: Während der COVID-Krise 2020, der Korrektur 2018 oder während der Finanzkrise 2008–2009 markierten solche extremen Werte oft nahezu die Tiefpunkte der Märkte.
• Investoren, die zu diesen Zeitpunkten antizyklisch eingestiegen sind, konnten in vielen Fällen zweistellige Renditen innerhalb eines Jahres erzielen.
Was heißt das für Investoren jetzt?
Ein Fear & Greed Index unter 20 bedeutet nicht automatisch, dass der Markt sofort dreht – aber es zeigt, dass viel Pessimismus bereits eingepreist ist. Für langfristig orientierte Anleger könnte das ein gutes Umfeld sein, um:
• Qualitätsaktien (oder gute Fonds) mit Rabatt einzusammeln
• Schrittweise Positionen aufzubauen (z. B. mit Cost-Averaging)
• Sich auf einen Rebound vorzubereiten – vor allem in Sektoren, die stark gefallen sind (z. B. Tech, Small Caps)
Fazit:
Wenn der Fear & Greed Index so tief steht wie jetzt, herrscht Angst – aber auch Potenzial.. Wer gegen die Stimmung investiert, muss Mut mitbringen, wird aber historisch gesehen oft belohnt. Wie Warren Buffett so schön sagte:
„Sei ängstlich, wenn andere gierig sind – und gierig, wenn andere ängstlich sind.“
Wir sind gespannt, wie Donald Trump in den nächsten Tagen weiter verfährt und ob die Turbulenzen
und die Verunsicherung noch etwas weiter zunehmen, oder ob hier bereits die Tiefs gesehen wurden
und es durch einige „Deals“, wie er es nennt, wieder Hoffnung und Planbarkeit in die globalen
Handelsbeziehungen einziehen.
Wir wünschen allen Investoren eine ruhige Hand und trotz der Marktturbulenzen der letzten
Wochen innere Ruhe und guten Schlaf. Vielen Dank für das Vertrauen und weiterhin alles Gute!



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